Männer, Frauen und die Gleich­berechtigung

«Das Thema der Gleichberechtigung von Mann und Frau kann man abhacken.» Oder: «Habt ihr Feministinnen kein anderes Thema?» Solche Aussagen höre ich oft von Leuten aus den verschiedensten Kreisen. Heute sind alle Gesetze und Vorschriften geschlechterneutral formuliert. Für viele Menschen ist damit alles Mögliche getan, die Gleichstellung der Geschlechter sei Realität. Aber ist sie das wirklich? Meiner Meinung nach ganz klar nicht. Noch immer sind die Männer in Chefpositionen übervertreten. Auch in der Politik gibt es viel mehr Männer als Frauen.

Schuld daran sind aber nicht Vorschriften oder Richtlinien, die Frauen benachteiligen würden. Unsere Gesellschaft ist der Grund, wieso Frauen immer noch viel mehr im Hintergrund agieren als im sichtbaren Bereich. Es gibt viele versteckte Muster, die bereits früh auf die Kinder übertragen und von ihnen verinnerlicht werden. Es fängt in unserer Sprache an mit «dämlich» und «herrlich», umfasst aber auch geschlechtertypische Spielzeuge und Hobbys. Diese kleinen Dinge schaffen Denkmuster, die später Frauen daran hindern, ihr Potential auszuschöpfen. Auch ich bin in diesen Mustern aufgewachsen. Meine Eltern sind zwar sehr emanzipiert und mir standen immer alle Wege offen, mich zu entfalten. Dennoch sind diese Muster in den Köpfen verankert, auch in denen meiner Eltern. Das ist das Resultat einer Gesellschaft, die Jahrhunderte lang in patriarchalischen Strukturen lebte.

Wir haben das Glück, in einer Zeit des Wandels zu leben. Wir können mitreden und Dinge verändern. Viele Meilensteine sind in Sachen Gleichberechtigung schon erreicht worden. Gleichwohl will ich darauf aufmerksam machen, dass die Gleichstellung noch nicht erreicht ist. Das zu behaupten und es dann auf sich beruhen zu lassen, das wäre fatal.

Als junge Politikerin interessierte mich zuerst die Ausländerpolitik, bald jedoch kam die Gleichberechtigung dazu. Ich glaube stark daran, dass das Problem der immer noch nicht erreichten Gleichberechtigung von Mann und Frau ein Ebenbild für viele andere Konflikte ist, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind. Die Struktur ist meistens die gleiche. Es herrscht eine – teils sogar institutionelle – Unterdrückung einer Gruppe durch eine andere, stärkere Gruppe. Genau dieses Muster ist für viele Probleme unserer Gesellschaft verantwortlich. Es ist an jedem einzelnen von uns, etwas zu tun, um diese Probleme zu bekämpfen.

Vielleicht fragen Sie sich nun, was all das mit Dorfpolitik zu tun hat. Die Antwort ist einfach: Wir haben nicht die Zeit auf grosse Politiker zu warten, welche in grossen Schritten vorangehen. Kleine Schritte sind wichtig, um grosse Probleme zu lösen. Und genau diese kleinen Schritte gehe ich mit der SP Biberist.

Samira Hobi

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